GrenzFahrer …

peace please and puck futin

Vorhin berichtete mir ein (ur-)alter Freund, dass er am vergangenen Wochenende „mal eben“ nach Polen fuhr – in einem gemieteten Kleinlaster … allein‘ diesen zu bekommen, war richtig Arbeit bzw. stundenlanges Telefonieren! SIXT, AVIS, EuropCAR waren allesamt nicht bereit, auszuhelfen … aber ein „kleinerer“ Vermieter (Mietwagen Gelnhausen) hatte ihm kurzerhand einen SEHR guten Preis gemacht und somit stand einer Hilfslieferung nichts mehr im Wege – außer mehr als 1000 km Strecke (einfach) und den horrenden Dieselpreisen in D!

Weiter erklärte er mir auch die Hintergründe: Frau Thommes aus Neuberg hatte zu Spenden aufgerufen – das Lager (Bürgerhalle Neuberg) quoll über mit Kleidung, Schlafsäcken etc. – und das alles muss in’s Grenzgebiet Polen/Ukraine! Die Frau des Freundes brachte auch Sachen dorthin und erwähnte, dass ihr Mann bereit wäre, eine Fuhre zu übernehmen … und so geschah es, dass am 4.3.22 gegen 12 Uhr Mittag der Transporter bis unters Dach vollegepackt wurde mit Hilfsgütern aller Art – zum Glück waren viele helfende Hände vor Ort … dank der guten Organisation von Frau Thommes!

Am frühen Abend – gegen 17:15 Uhr – fuhr er dann los … seine Frau hatte ihm ZWEI Taschen mit Cola, Energydrinks, Brötchen, Waschzeug und Wechselklamotten gepackt – es befanden sich u. A. auch Antigentests und Schmerztabletten im Gepäck … man weiß ja nie! Bis Dresden verlief alles OBV (ohne besondere Vorkommnisse …) – jedoch kam dann ein Anruf, dass ein weiterer Kleinlaster unterwegs ist und man solle evtl. gemeinsam durch die Nacht fahren in Polen. Also entschied er sich, VOR der Grenze auf die Nachfolger zu warten – was sich morgens um 1 Uhr als relativ schwierig erwies, da ja alle „normalen“ Einrichtungen um diese Uhrzeit ZU haben. Da es sehr kalt war, fuhr er „ein wenig durch die Gegend“ – nicht ahnend, dass es in Grenznähe (Görlitz) wohl vermehrt zu Überfällen kommt – so war ein mit rotem „Blitzlichtgewitter“ begleiteter STOP durch die dortige Polizei fast zu erwarten … schon ein wenig müde nach etwas mehr als 500 km Fahrt zeigte er geduldig alle Papiere und auf die Frage, warum er denn „so durch die Nacht fahre“ und was er transportiert, stieg er aus (vorsichtig, denn zwei der Polizisten hatten bereits die Hand an der Knarre …) und bat die Beamten, doch mal die RECHTE Hecktür zu öffnen – mit dem Hinweis, das die LINKE Tür keine gute Idee wäre … so geschehen, fielen den Polizisten zwei Schlafsäcke, eine zusammengerollte Isomatte und eine „Kuscheldecke“ entgegen – sie sahen sofort, dass hier kein Autodieb o. Ä. am Werk ist, sondern nur ein Verrückter, der Klamotten durch halb Europa fährt, um seinen kleinen Hilfe-Beitrag zu leisten! Auch sahen sie, was passiert wäre, hätten sie die LINKE Tür geöffnet – hier waren weitere „Artikel“ eingeklemmt: JEDER Quadratzentimeter war mit helfenden Dingen ausgefüllt!
Mein Kumpel ist ein Scherzkeks … hat der die Drei doch glatt gefragt, ob er jetzt wegen „mangelhafter Ladungssicherung“ in’s Gefängnis muss! Sie lächelten und sagten ihm, er solle oben beim Einkaufszentrum warten/parken – dieser sei gut bewacht – auch sie selbst führen dort ab und an vorbei. Also wurde dort für ca. 1 1/2 Std. das Auto abgestellt – an Schlaf war nicht zu denken, denn es herrschte reger Verkehr dort!
Dann kam vom „Nachrücker-Team“ der heiß ersehnte Anruf … man sei jetzt nur noch 40 km von Görlitz entfernt – so entschloss er sich, zur ERSTEN Tankstelle in Polen zu fahren – der Diesel dort schlägt nur mit 1,25 Euro zu Buche! 65 getankte Liter später fuhr er dann langsam weiter und benachrichtigte das Team, sie sollen zu ihm aufschließen. Die Begrüßung (HUPEN) war kurz aber herzlich!
Weitere 200 km später der erste gemeinsame Stopp – beim anderen Team war Fahrerwechsel angesagt … man begrüßte sich nun auch persönlich mit HANDSCHLAG, was ja heutzutage schon fast eine gewisse „Gefahr“ mit sich bringt! Aber nicht nur das selbstverständlich mitgeführte Desinfektionsmittel beruhigte ihn – die Beiden schienen keine Anzeichen irgendeiner Krankheit aufzuweisen!
Ein unerwarteter Stopp an einer gut beleuchteten Raststätte bedeutete ca. 1 Stunde Schlaf – die beiden Fahrer waren platt … mein Kumpel nahm es hin, eigentlich wollte er „durchfahren“! Wie sich später herausstellte, war es diese eine Stunde RUHE, welche ihn wohl dazu befähigte, auch den gesamten Rückweg alleine durchzustehen – am STÜCK!
Nach weiteren 350 km (es wurde langsam hell) übernahm ein weiteres Fahrzeug die Führung – wie sich später herausstellte, was dies der Besitzer einer Umschlaghalle, welcher uns an den Ort der Entladung führte – teilweise über FELDWEGE! Sehr herzliche Menschen empfingen die inzwischen mehr als 1000 km gefahrene Truppe dort und es gab nach der ersten Entladung einen heißen Kaffee … und nachdem die beiden LKW’s entladen waren, verabschiedete sich mein Kumpel mit der Frage, ob noch etwas zu tun sei, in Richtung Heimat – er wollte einfach nur NACH HAUSE! Es lagen nun nochmal knapp 1100 km vor ihm – die ersten 100 km „LANDSTRASSE“ – bei uns hier FELDWEGE genannt!
Die Rückfahrt erwies sich als relativ unkompliziert – nach nicht ganz 10 Std. (er hat wohl ordentlich „draufgedrückt“?) war er wieder im trauten Heim, herzlichst empfangen als „Held“ von seiner Gattin und seinem treuen Hund … er selbst sieht sich als MENSCH, nicht als Held oder sonst irgendwas – und er ist der Meinung, dass ein JEDER wohl bereit dazu wäre, diese Strapazen auf sich zu nehmen – wenn dieser nur ein WENIG über die Konsequenzen seines Handelns nachdenkt!

KurzForm: Einladen … knapp 1100 km fahren … Ausladen … weitere 1100 km fahren – 26 Stunden auf dem Fahrersitz – 220 l Diesel verbrannt – mittendrin exakt EINE STUNDE Schlaf …

KANN man machen … MUSS man aber nicht! M. E. hätte ’ne HALBE Stunde Schlaf gereicht …