The Rock from HVAR – eine Odyssee …

Seit nunmehr 33 Jahren bin ich beinahe jedes Jahr auf der wundervollen Insel HVAR (Kroatien) – ob im Land Krieg herrschte oder aber die Pandemie einem einen Strich durch die Rechnung machen wollte – wir ließen uns nie davon abhalten, hier unseren wahrlich verdienten Urlaub zu verbringen!

Die Entdeckung …

Es ist nun neun Jahre her, da fuhr ich mit einem Bekannten über diese faszinierende Insel, um weitere idyllische Plätze zu finden! Ich kenne ja bereits jeden Halm & jeden Stein mit Namen … aber bei einem Abstecher in einen kleinen Ort, welcher nicht auf den Karten zu finden ist, verschlug es mir den Atem! Dort stand, auf einer dieser handgefertigten Mauern, ein RIESENHAFTER „Hühnergott“ – seit meiner Jugend suchen meine Schwester & ich immer wieder – z. B. an der Ostsee – Hühnergötter aller Größen, aber SOETWAS hatte ich bislang noch nicht gesehen!

Halt, falsch … meine Schwester und ich betrachten es seit jeher als Challenge, wer den Schönsten und Größten findet – und im letzten Jahr (2020) hat sie doch tatsächlich den vermeintlich größten Hühnergott entdeckt – auch auf Hvar! Dieser Riese trägt inzwischen den Namen „GÖTTIN“ …

DAS konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und suchte seitdem verzweifelt nach „The Rock“ … vor allem auch, weil meine Schwester die Vermutung äußerte, ich würde mir das mit „The Rock“ wohl nur ausdenken um von ihrem SIEG abzulenken!

Die Suche …

In diesem Jahr fuhren meine Liebste und ich „gezwungenermaßen“ (unsere Madeira-Reise wurde storniert wegen Corona …) wieder SEHR GERNE nach Hvar – wir kennen dort die besten Restaurants und Orte, die wohl ein „normaler“ Tourist nie zu Gesicht bekommen wird! Gleich nach der Ankunft in Sucuraij bog ich – unter Protest meiner Regierung – in einen Feldweg ab, den ich zuvor über Google-Maps erkundet hatte – eigentlich die einzig logische Möglichkeit des Ortes, an dem ich „The Rock“ aus der Erinnerung heraus vermutete – nach inzwischen 16 Stunden Fahrt ein „wenig“ müde, musste ich enttäuscht feststellen: Es war NICHT die Straße von vor neun Jahren!

Fieberhaft …

Da ich generell sehr früh aufstehe, hatte ich Gelegenheit, bei Google-Maps nach weiteren Möglichkeiten zu suchen – und tatsächlich, es gab noch exakt EINE! Meine Suche musste übereinstimmen mit der Erinnerung an eine lange, schnurgerade Straße und am Ende dieser sollte sich ein kleines Dorf befinden … also fuhren wir „ausflugsmäßig“ dort hin und nach knapp 2 Stunden dann der Schock – die Straße war asphaltiert und die Vegetation hatte ich SO nicht in Erinnerung! Aber bekanntlich kann in NEUN Jahren ja so einiges geschehen! Am Ende dieser letzten Hoffnung (ich musste meiner Frau versprechen, die Suche dann einzustellen …) wieder eine herbe Enttäuschung – keine Mauern (es waren damals ZWEI) und schon gar kein Hühnergott! Aber es MUSSTE der Ort sein, es gab keine Alternative mehr!

Der Fund …

So gab ich auf, wendete das Auto und IM AUGENWINKEL sah ich was im Gebüsch liegen, etwas SEHR Großes und (inzwischen) SEHR Graues – mit einem riesenhaften Loch in der Mitte! Ungläubig stieg ich nochmal aus – nein … ich verließ fluchtartig den Wagen und stürmte dorthin – DA LAG ER … unbeachtet seit wahrscheinlich vielen Jahren neben der inzwischen nur noch in Bruchteilen vorhandenen Mauer!

In letzter Sekunde gesehen!

Mein guter Freund Dule sagte mir schon vor 33 Jahren: NIEMALS einen Stein AUS- oder VON einer Mauer nehmen!! Dies beherzige ich seit jeher …

Mit aller Kraft gelang es mir, das 100-kg-Monstrum umzudrehen und tatsächlich: ICH HATTE IHN WIEDERGEFUNDEN!!!

Nur mal zum Größenvergleich …
Ein steinernes HERZ!

Kopfschüttelnd stand meine Süße inzwischen neben mir und ich wusste: Sie hält mich (mal wieder …) für vollkommen bekloppt! Ungeachtet dessen überlegte ich verzweifelt, wie ich diesen RIESEN in’s Auto bekommen soll – ich kann ja einen solchen mehr als 100 kg wiegenden Felsbrocken nicht alleine reinhieven! Also erstmal nur ein paar „Beweisfotos“ gemacht und ÜBERGLÜCKLICH wieder in Richtung „Heimat“ (Kuka Seca – für uns seit 33 Jahren immer noch die beste Pension in Hvar Town!!), bzw. erst einmal nach Mala Milna zu unserem Lieblingsrestaurant (Gostionica Mala Milna) gecruist!

2 Stunden später dort angekommen, zeigte ich Dinko die Bilder von „The Rock“ – ebenfalls davon fasziniert fragte er, wo dieser läge und dass er ihn im Winter ganz sicher holen- und in seinem Restaurant an prominenter Stelle aufstellen wird … Dazu muss man sagen, dass in diesem wahrlich grandiosen Restaurant ÜBERALL kleine Hühnergötter zu finden sind, sie liegen einfach so herum oder sind an Schnüren – zu Ketten geformt – aufgehängt! „The Rock“ jedoch toppt ALLES, was auch Dinko bislang gesehen hatte – „erschwerend“ kommt die FORM des Loches hinzu, denn es sieht definitiv aus wie ein HERZ!!

Jetzt hatte ich ein Problem … jahrelang lag „The Rock“ auf diesem Herz – nun aber hatte ich ihn umgedreht (gerade so!) und seine Schönheit offenbarte sich jedem, der dort (zufällig) vorbeikam! Ich hatte keine Kraft mehr, ihn „zurückzudrehen“ …

Der Beginn einer Odyssee …

Am nächsten Tag fragte ich ganz vorsichtig im Restaurant nach, ob mir jemand bei einer „Untat“ helfen könne … da die Saison gerade ans Laufen kam und das Restaurant sich zusehends füllte: Keine Chance. Dann fragte ich einen Gast – er sah kräftig (genug) aus, aber leider hatte er „Rücken“ – so wie auch seine Kumpels … Als letzte Chance sah ich einen alten Freund, den „kleinen“ Dinko – ich appte ihn an, bekam aber keine Antwort! Also lief ich nach Milna, um ihn persönlich zu bitten – nur einen seiner Söhne traf ich an, er hätte gerne geholfen, die Mannschaft war aber gerade im Aufbruch zu einer Tauchtour … er lieh mir aber ein 2-m-Stück festes Tau – evtl. hätte ich es damit zur Not alleine geschafft?

Es war inzwischen kurz nach 10 Uhr – ich setze mich in’s Auto und fuhr einfach drauflos. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, ziehe ich das auch durch – EGAL WIE! Das nächste Problem war, dass wir für diesen Tag ein Mittagsmahl „Octopus unter Peka“ bei Dinko und Niksa bestellt hatten – das geniale Event war für 14 Uhr angesetzt! Ich hatte mindestens drei bis vier Stunden Fahrt vor mir – und ehrlich: DAS ist sehr knapp gerechnet bei DEN Straßen! Dann musste ich ja noch IRGENDJEMANDEN finden, der diesen Felsen mit mir in’s Auto hievt … aber wie sage ich immer? Es kommt alles exakt SO, wie es kommen SOLL!

Ein neuer Freund …

Tatsächlich sah ich im letzten kleinen Dorf vor der legendären Fundstelle ein paar Männer vor einer Art „Kneipe“ sitzen – in brütender Hitze (fast 35°C!!) tranken sie dort in aller Seelenruhe ihr Bierchen! Furchtlos hielt ich an und erklärte, dass ich Hilfe benötige … EINER war bereit, mir zu helfen, NACHDEM er sein Bier ausgetrunken hat! Wunderbar, dachte ich … kann ja nicht sooo lange dauern! So setzte ich mich in diese illustre Gruppe von Einheimischen und harrte der Dinge – ich musste SEHR lange harren, denn mein neuer Freund *** (ich sollte keine Namen nennen!) hatte echt die Ruhe weg beim Schlürfen! Nach weiteren ZWANZIG Minuten – ich musste mind. 3 Bier-Angebote ablehnen und eine Zigarette rauchen, deren Tabak er selbst angebaut hat – war es dann endlich soweit: Wir fuhren zum Objekt (nicht nur) meiner Begierde! *** sprach auf einmal von „PIPI“ – ich bat darum: NO PIPI IN THE CAR!!! Aber er meinte damit nur, dass er sich jetzt anschnallen werde, damit das Auto keine Pieptöne von sich gibt …

Das Gespräch blieb interessant, denn er sprach nur ein wenig englisch und verfiel immer wieder ins Kroatische, was ich wiederum nicht verstand – aber irgendwie haben wir es hinbekommen, uns fast pausenlos zu unterhalten! Ich sah seine Olivenhaine … und sollte doch bitte mal anhalten – er wolle mich gerne ein wenig herumführen in seinen „Gärten“! Zum x-ten Male erklärte ich ihm, dass die Zeit SEHR knapp bemessen ist und sich meine Gattin wahrscheinlich scheiden lässt, wenn ich nicht pünktlich zurück bin … zugegeben eine kleine Notlüge/derbe Übertreibung!

The Rock!

Auch er hat gestaunt, als wir endlich ankamen – so etwas hatte er wohl auch noch nicht gesehen! Wie erwähnt, sind über viele Jahre Menschen hier vorbeigekommen und hatten wahrscheinlich bzw. glücklicherweise keinen „Blick“ für diese Art von „Schätzen“! Mit ALLER Kraft haben wir es GERADE SO geschafft, „The Rock“ in den Kofferraum (BMW X1, also Ladekante!) zu verfrachten – ohne dass das Auto Schaden genommen hat – was man von unseren beiden Rücken nicht gerade behaupten kann …

„The Rock“ im Kofferaum – ENDLICH!

GLÜCKLICH und sehr erleichtert wollte ich in den Wagen steigen, doch *** bat mich, alles so zu belassen und ihm zu folgen – seine Mutter wohne in diesem kleinen Dorf, ich möge aber bloß nichts von dem Stein sagen! Es war inzwischen 12:30 – somit waren nur noch exakt 1 1/2 Std. Zeit für einen nicht ungefährlichen Rückweg, der von HIER aus mind. ZWEI Stunden dauert!

Die Vorführung …

Nach einem kurzen- gefühlt bei 36°C Hitze kilometerlangen Marsch saßen dort zwei nette ältere Damen, die sich augenscheinlich sehr freuten über den Besuch! Wir bekamen natürlich direkt ein „Getränkeangebot“, ich lehnte höflich ab … eine der Damen stand auf und ging mit Hilfe einer Krücke langsam (…) um den Tisch, um MIR einen Stuhl zu bringen (ich hatte mich auf ’ne kleine Mauer gesetzt …) – sofort sprang ich auf und nahm ihr das selbstverständlich ab! Ich musste immer wieder auf’s Handy schauen – es war nun 12:42 Uhr & die Scheidung wahrscheinlich schon in Planung! *** bekam das mit und sagte, ich solle ihm die Telefonnummer meiner Gattin geben, er regelt das dann schon … aber wir könnten auch JETZT (ENDLICH!!!) aufbrechen!

Nachdem ich den Stuhl wieder an seinen Platz brachte und wir uns familiär verabschiedet hatten, wollte ich LINKS herum – also zum Auto gehen. Nein, *** ging nach RECHTS und meinte, er wolle mich nun seiner Mutter vorstellen – mein ungläubiger Blick veranlasste ihn wohl dazu, mir zu erklären: Das eben waren seine beiden Tanten!

Nach weiteren 3-5 Minuten wurde ich also vorgestellt – als „Attraktion“ anscheinend, denn SO einen bekloppten Touristen haben die hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch NIE erlebt! Die Frau Mama war so nett, uns etwas ZU TRINKEN anzubieten – mein inzwischen panisch-verzweifelter Blick hielt aber den guten *** wohl davon ab, dies anzunehmen – und nach einer herzlichen Verabschiedung ging es dann kurz vor DREIZEHN UHR endlich in Richtung Auto! Wie sollte ich es in nicht ganz EINER Stunde QUER über die Insel schaffen? Auf die sich inzwischen mehrenden WhatsAPP-Nachrichten habe ich schon gar nicht mehr geachtet … ich las nur etwas von „die Peka ist schon unter Glut!“ – diese Nachricht war aber schon älter – von 11:56 Uhr! Also – Peka braucht gute 2 Stunden, daher ja unser Termin um VIERZEHN UHR!

Erleichtert, dass ich nun endlich aufbrechen kann, nachdem ich meinen inzwischen liebgewonnenen Kumpel *** wieder zum Ausgangspunkt unsere kleinen Odyssee absetzen kann/darf/MUSS, war ich kurz vor’m Infarkt, als es hieß, wir müssen nun noch „kurz“ zu seiner Schwester – sie hat ein schönes Restaurant – gar nicht weit von hier … liegt beinahe auf dem Weg! Schon beim Gang zum Auto drückte ich dem guten *** einen angemessenen Schein in die Hand – nicht ahnend, dass dieser ihn gleich umsetzen wollte! Ich überlegte krampfhaft, wie ich *** davon überzeugen konnte, mich nicht weiter zu quälen – die Hölle (na klar absolut übertrieben!) wartete inzwischen eh schon auf mich! Normalerweise bin ich 100% zuverlässig – aber das hier waren schon irgendwie „besondere Umstände“!!

So hatte *** um 13:09 ein Einsehen mit dem armen Tourie – ich hatte mein Kaltgetränk längst runtergekippt, er nahm seine Flasche Bier, die wieder ums Verrecken nicht leerer werden wollte – und wir fuhren TATSÄCHLICH mal in die richtige Richtung! Mir schossen alle un- und möglichen Gedanken durch den Kopf – hatte jetzt nicht mal mehr EINE Stunde für einen Weg, der lt. Google Maps um 14:58 Uhr in Mala Mina enden sollte! ALSO EINE STUNDE ZU SPÄT!!!

Mein Freund *** bat mich, kurz noch auf ihn zu warten, als wir ankamen, wo ich ihn aufgelesen hatte … er wolle mir noch eine Flasche selbstgemachtes Olivenöl bringen! Es dauert auch wirklich nicht lange, SCHWOR er mir – UND ICH SOLL BLOSS NICHT WEGFAHREN!

Im Tiefflug …

Um 13:17 und einen Schluck (wirklich gutes!) Olivenöl später hatten wir uns dann herzlich verabschiedet – wie alte Freunde … und wenn ich in der Gegend bin, soll ich ihn besuchen – wir essen & trinken dann zusammen!

Tief berührt von so viel Freundlichkeit, Selbstlosigkeit & Gastfreundschaft kam ich langsam runter und fuhr um 13:19 Richtung Mala Milna, Essen auf dem Tisch um 14hundert – lt. Google Maps nun Ankunft um 15:08 Uhr – die holperige Fahrt zum Parkplatz von Dinko & Niksa nicht eingerechnet! Konzentration auf 200%. Die Straße ist SEHR schmal über fast 50 km … wenn ein LKW entgegenkommt, heißt es: AUSWEICH-BUCHT suchen! Ich hoffe, dass der Sheriff von Hvar das hier NICHT liest: Ich setzte mich um exakt 14:13 Uhr an den schön hergerichteten Tisch – die Peka kam keine 2 Minuten später hinzu!

Octopus unter Peka – es ist angerichtet1

Auf Dinkos fragenden Blick bzgl. meiner immensen Verspätung entgegnete ich nur: DU bist schuld … ich habe DEINEN Stein im Auto! Die Freude sprang ihm regelrecht aus dem Gesicht und er fragte nur: IST DAS WAHR?!

Da wusste ich: ALLES RICHTIG GEMACHT!!

Noch mehrfach betonte Dinko, wie sehr er sich über „The Rock“ freut – so einen Hühnergott sah auch er noch NIE! Ich glaube fast, dieser Trümmer wird nach 25 Jahren, welche dieses schöne Restaurant existiert, zu einem Wahrzeichen – zumindest aber zu einer Attraktion, die ihresgleichen sucht!

Am Nachmittag dann war es soweit … „The Rock“ sollte ausgeladen werden. Dummerweise kam ich nicht vernünftig aus der engen Parklücke heraus und deformierte beim Versuch die Frontlippe des BMW an einem Baum! Nach gefühlt 100 Versuchen dann war es vollbracht – mit DREI Menschen hievten sie „The Rock“ aus dem Kofferraum und ließen ihn nicht weit davon erst einmal stehen – alle nassgeschwitzt!

Wir wurden an diesem Tag zu dem wahrlich grandiosen PEKA-Essen eingeladen – AllInkl. sozusagen! Ich hatte keine Widerrede zu leisten … und hab gerade wieder ein wenig Pipi in den Augen, weil wir uns in der glücklichen Lage schätzen dürfen, so nette Menschen zu kennen!

Vorläufiger Standort …

Der vorläufige Standplatz …

Man ist sich in Mala Milna einig, „The Rock“ auf der schönen Natursteinmauer an prominenter Stelle unterzubringen – dies aber erst im Winter! Dinko wird die Mauer dahingehend ein wenig „bearbeiten“ müssen …

Dies könnte dann z. B. so aussehen …

Wir planen jetzt schon für Ende September eine Rückkehr nach HVAR … dann ist es nicht mehr so extrem HEISS auf dieser phantastischen Insel!

Nachtrag: Sollte es teilweise so klingen, als sei meine Frau ein Drachen … NEIN!!! Ich liebe sie SEHR und darf sicher davon ausgehen, dass ein JEDER, der das hier liest, auch ZWISCHEN den Zeilen lesen kann!!